Vom Winde verweht – Odyssee einer Wetterstation - Landesschulzentrum für Umweltbildung | 74740 Adelsheim

Vom Winde verweht – Odyssee einer Wetterstation

WetterballonMeteorologie-Kurs der Science-Academy lässt in Adelsheim einen Wetterballon starten

Autor: Anselm Bußhoff

Alles Gute kommt von oben, heißt ein Sprichwort. Für einen Hausbesitzer in der Werbestraße in Wyhl war das jüngst eine Wetterstation. Diese war wenige Tage zuvor Teilnehmern und Teilnehmerinnen eines Projektes der Science-Academy im nordbadischen Adelsheim verloren und nun am Kaiserstuhl auf seinem Dach nieder gegangen.

Die in Adelsheim jeweils zum Ende der baden-württembergischen Sommerferien stattfindende Junior-Akademie Baden-Württemberg ermöglicht seit gut 20 Jahren interessierten und motivierten Jugendlichen, zwei Wochen lang Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten zu sammeln und andere junge Menschen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen.

Eines der angebotenen Projekte der Science-Academy beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Thema Wetter. Was genau bedeutet Wetter? Was hat das Wetter mit dem Klima zu tun? Wie entsteht das Wetter? Hierzu erfassen und sammeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon im Vorfeld Daten. Vor Ort lassen sie dann eine selbstgebaute Wetterstation aufsteigen – bestückt mit Sensoren, Kamera, Funk- und Messtechnik sowie mit Ballon und Fallschirm versehen. In der Regel landet die Styroporkonstruktion dann kurze Zeit später irgendwo in der Nähe, wird aufgesammelt und die Daten ausgewertet.

Nicht so in diesem Jahr. Der Ballon konnte zwar bis ins rund 50 Kilometer Luftlinie nordöstlich von Adelsheim gelegene Würzburg verfolgt werden, dann brach der Kontakt ab. Eine Suche blieb erfolglos. Die Wetterstation galt als verschollen – bis plötzlich doch wieder Signale von ihr empfangen wurden. Diesmal aus Wyhl am Kaiserstuhl – gut 250 Kilometer südwestlich des Akademie-Standortes.

Bernd Schneider, Chef der Zimmerei Kern in Freiamt, hat die Wetterstation zur Freunde der Kursteilnehmer- und teilnehmerinnen in Wyhl vom Dach geholt.

Nun brach reger Kommunikationsverkehr aus. Zwischen Adelsheim und dem Kreis Emmendingen liefen die Telefone heiß. Eltern, Nachbarn, Hausbesitzer und Feuerwehr wurden kontaktiert, bis schließlich der Freiämter Zimmermeister und Chef der Zimmerei Kern, Bernd Schneider, ebenso spontan wie unentgeltlich und unkompliziert zu einem Einsatz für die jungen Wissenschaftler aufbrach. Nach Feierabend fuhr er mit seinem Hubsteiger nach Wyhl und holte die Wetterstation unversehrt vom Dach. Punkt 18.40 Uhr sorgte noch am gleichen Abend die Nachricht von der erfolgreichen Bergung in Adelsheim für begeisterten Jubel.

Anschließend waren es dann mit Mathis Bußhoff und Lucas Orth Kontakte zweier ehemaliger Schüler des Goethe-Gymnasiums Emmendingen, die für ein schnelles Auslesen der Daten und deren Übermittlung nach Adelsheim sorgten. Zum Abschluss der zwei Wochen Science-Academy präsentierten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen den Eltern sowie interessierten Mitschülern und Mitschülerinnen die Ergebnisse – und berichteten von der Bergung der Wetterstation am Kaiserstuhl.

Nach gut 350 Kilometern in der Luft ging‘s für die Wetterstation auf dem Landweg von Wyhl nach Emmendingen, wo die Daten ausgelesen wurden.

thumb Foto2Da war auch die Wetterstation wieder in Adelsheim. Die Eltern von Julius von der Mark, Kursteilnehmer vom Denzlinger Erasmus-Gymnasium, hatten sie auf dem Landweg zurück transportiert. Für die Familie von der Mark war es nicht der erste Einsatz in dieser Mission. Von ihrem Sohn informiert, war sie nach Ortung der Station nach Wyhl aufgebrochen. Anhand der GPS-Daten entdeckte der familiäre „Spürtrupp“ den Styroporkasten auf dem Dach liegend und schickte erste Fotos nach Adelsheim. Da Hausbesitzer und Nachbarn nicht anzutreffen waren, erfragte die Familie Namen und Telefonnummern, über die schließlich die Kontaktaufnahme gelang.

WIE HOCH KÖNNEN WETTERBALLONE FLIEGEN?

Ein Wetterballon kann typischerweise bis in eine Höhe von etwa 30 Kilometern aufsteigen. In einigen Fällen erreichen solche Ballone sogar Höhen von 38 Kilometern, bevor sie aufgrund des niedrigen Luftdrucks platzen und die Nutzlast – wie die Wetterstation des Projekts der Science Academy – an einem Fallschirm zurück zur Erde schwebt. (Quelle: Unterhaltung mit Copilot/KI)

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